Intelligente Mückenzählmaschinen – made in Germany – jetzt auch ein Thema für Microsoft?
Regensburg, 29.6.2016 – Wie stark und schnell Mückenpopulationen wachsen, können Wissenschaftler jetzt auf der ganzen Welt live auf ihrem Rechner mit verfolgen. „Die neuartige Mückenzählmaschine – BG-Counter genannt – ermöglicht es Wissenschaftlern und Gesundheitsbehörden, rechtzeitig auf eine sich entwickelnde Plage reagieren zu können“, sagt Dr. Martin Geier von der Biogents AG in Regensburg. Das High-Tech-Gerät wurde von den Regensburger Mückenexperten in Zusammenarbeit mit einer Firma aus dem Silicon Valley entwickelt und wird bereits seit Herbst 2015 in einem Praxistest auf den Florida Keys, einer Inselkette an der Südspitze der Halbinsel Florida, erfolgreich getestet. Jetzt geht das Zählwerk in Produktion und seit kurzem ist auch ein Demonstrationsmodell am Starnberger See südlich von München online. Hier kann man seit dem 14. Juni verfolgen, wie plötzlich die Stechmücken nach den Überschwemmungen auftreten und zu welchen Uhrzeiten sie besonders aktiv sind.
Letzte Woche erklärte Microsoft nun ein ganz ähnliches Fallensystem zu entwickeln. Die Erklärung des Internetriesen zeigt: Der Bedarf an solchen intelligenten Mückenfallen ist groß und wird zukünftig weiter wachsen. Denn weltweit betrachtet stehen Stechmücken ganz oben auf der Liste der Tiere, die für Menschen gefährlich sind. Als Überträger von Krankheitserregern töten sie jedes Jahr Hunderttausende. Die Biogents AG mit Sitz im bayrischen Regensburg hat in diesem zukunftsträchtigen Markt eine herausragende Stellung, denn die Biogents Fallen gelten weltweit als Goldstandard. Kein Wunder, basieren sie doch auf mehr als 20 Jahren intensiver Forschung und Entwicklung.
Ob die Microsoft-Fallen für die Regensburger Mückenexperten tatsächlich eine Konkurrenz darstellen, wird sich noch zeigen müssen. „Microsoft will Fallen entwickeln, die als fliegende Analyselabore alle Aspekte der Mückenüberwachung auf einen Streich lösen sollen. Unsere Erfahrung zeigt aber, dass es besser ist, funktionierende Technologien schrittweise aufeinander aufzubauen und zu vernetzen“, sagt Dr. Geier. Bevor Mücken analysiert und gezählt werden können, müssen sie jedoch zunächst angelockt und eingefangen werden. Bei diesem wesentlichen Detail haben die Regensburger jedenfalls die Nase vorn. Ihre besonders effizienten Fallen werden von Gesundheitsbehörden und Wissenschaftlern weltweit verwendet. Auch die US-Gesundheitsbehörde CDC (abgekürzt für Centers for Disease Control and Prevention) empfiehlt die Biogents Falle – BG-Sentinel genannt – als Überwachungsinstrument im Kampf gegen Tigermücken. Denn gerade Tigermücken können Zika-, Dengue- und Chikungunya-Viren übertragen und gelten deshalb als besonders gefährlich. Laut US-Behörde gehören BG-Sentinel-Fallen zu den derzeit am meisten verwendeten Mückenfallen, die gegen ausgewachsene Tigermücken eingesetzt werden.
Die Freilandtests des neu entwickelte BG-Counters auf den Florida Keys verlaufen sehr erfolgreich. 80-90% der eingefangenen Mücken werden korrekt erkannt und gezählt. „Inzwischen haben aber auch schon andere Mückenbekämpungsorganisationen Interesse bekundet“, sagt Geier.
Damit nicht genug: seit Februar arbeiten die Regensburger im Rahmen des EU-Projekts REMOSIS (Remote Mosquito Situation and Identification System) mit internationalen Kooperationspartnern an der Weiterentwicklung der Sensoren des BG-Counters. Dies wird die elektronische Unterscheidung verschiedener Mückenarten ermöglichen. Forscher auf der ganzen Welt können damit zukünftig Krankheitsüberträger und invasive Arten noch genauer ins Visier nehmen.
Reference: Pruszynski C (2016) The BG-Counter: A New Surveillance Trap that Remotely Measures Mosquito Density in Real Time. Wing Beats 27::1, 13-18.
Link: http://wingbeats.floridamosquito.org/WingBeats/